Warum wird ein bayrisches Dirndl aus afrikanischen Waxprintstoffen geschneidert? Sind diese Stoffe überhaupt afrikanisch? Kann es sein, dass der Bodhisattva Avalokiteshvara in Südasien und im Himalaya männlich dargestellt und in Japan als Kannon Bosatsu in weiblicher Form verehrt wird? StrohGold, die zweite Dauerausstellung im Museum der Kulturen Basel, stellt kulturelle Aneignungs- und Umwandlungsprozesse ins Zentrum. Alltagsgegenstände, Techniken, Materialien, politische Konzepte und religiöse Vorstellungen verbreiten sich regional und global und werden immer wieder aufs Neue lokal aufgenommen, abgelehnt oder auf kreative Art und Weise in den eigenen Alltag sinnstiftend eingewoben.
Die Ausstellung greift in 10 Stationen unterschiedliche Themenkomplexe auf, von Upcycling zu Mode etwa, von religiösen Wechselbeziehungen zu globalen wirtschaftlichen Verflechtungsgeschichte(n) bis hin zu Übergangsriten.
Da kulturelle Transformationsprozesse zu den konstanten Phänomenen des Lebens gehören, finden auch in der Ausstellung an zwei Orten jedes Jahr Wechsel statt. Im ersten Raum der Ausstellung werden abwechselnd Kunstschaffende mit einem Werk vorgestellt, dessen Entstehung mit Objekten aus der Sammlung verknüpft ist. Der letzte Raum wird zweimal im Jahr neu gestaltet, um weitere Themen vorzustellen oder einzelne Aspekte zu vertiefen – entweder durch Ausstellungen, die mit Gästen realisiert werden oder in Werkateliers, die die Besucherinnen und Besucher einladen, selber Hand anzulegen und Alltägliches zu etwas Neuem umzugestalten.
Zu Gast in der Ausstellung
DIGITALE TRANSFORMATIONEN
Ab 06.02.2018
Studierende der HGK FHNW waren zu Gast in den Depots des Museums, haben sich von Objekten und ihren Biografien inspirieren lassen und sie gestalterisch in Szene gesetzt. Entstanden sind audiovisuelle Erzählungen, die einen anderen Blick auf die ausgewählten Objekte ermöglichen und den Ausstellungsraum digital erweitern. Sie bieten die Chance einer vertieften Auseinandersetzung und individuellen ästhetischen Erfahrung. Entwickelt von Studierenden des Moduls Art Direction, Leitung: Professor Marion Fink, Master of Arts in Visueller Kommunikation und Bildforschung, Institut Visuelle Kommunikation, HGK FHNW.
GESTICKTE IDENTITÄT
Ab 29.04.2018
Eine Nadel, ein Stück Faden und eine Fläche – mehr braucht es nicht, um zu sticken. Ob in aufwendiger Handarbeit oder industriell hergestellt – Stickereien zieren Textilien aller Art und sind Trägerinnen unserer Identität: Applikationen auf Jeansjacken, Grossmutters Spitzendeckchen, aufgestickte Pailletten, Abzeichen oder mit Kreuzstich verzierte Trachten. Das Projekt des Instituts für Textiles Forschen schärft mit Geschichten um persönliche Sammlungsstücke den Blick auf Stickereien. Haben Sie auch ein gesticktes Lieblingsstück? In Kooperation mit dem Institut für Textiles Forschen.
SPUREN DES MATERIALS
Ab 05.06.2018
Objekte der Ausstellung «StrohGold» werden zu Druckvorlagen: die Gastausstellung zeigt Spuren des Objektmaterials auf Papier. Dabei kann man sich von den verschiedenen Bildern überraschen lassen: Zeigen sie Spuren von Stoff, Glas, Stroh oder Plastik? Michelle Nüssli und Ieva Zuklyte, Studierende des Masterstudiengangs Visuelle Kommunikation unter dem Mentorat von Prof. M. Fink, machen mit ihren Übersetzungen die vielfältigen Materialien von Objekten aus unterschiedlichen Kulturen sichtbar. Die Abdrücke bieten viele Interpretationsmöglichkeiten und kreieren aus den Spuren des Materials Neues.